Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des zunehmenden Fachkräftemangels im pflegerischen Bereich müssen Strukturen entwickelt und geschaffen werden, die es älteren und pflegebedürftigen Bürger*innen so lange wie möglich erlauben, ein individuelles, selbstbestimmtes Leben zu führen. Bereits seit mehreren Jahren sind im Landkreis Emsland Senioren- und Pflegestützpunkte installiert. Diese sind Anlaufstellen für ältere Mitmenschen und deren Angehörige, um sich umfassend über Hilfsangebote zu informieren und Betreuungsangebote in Anspruch zu nehmen. Das Wissen um diese Hilfsangebote in der Bevölkerung ist jedoch begrenzt. Hier wünscht sich die SPD-Kreistagsfraktion mehr Sichtbarkeit. „Jede Bürgerin und jeder Bürger im Emsland muss wissen, dass es diese Einrichtungen gibt und wie hilfreich diese sind“, sagt Ulrich Wilde, SPD-Kreistagsmitglied im Ausschuss für Arbeit, Soziales und Integration. „Es darf nicht sein, dass pflegebedürftige Senior*innen und deren Familien dabei alleingelassen werden.“
Im Jahr 2022 fanden 858 Beratungen für Senioren sowie rund 4.500 Beratungen im Bereich Pflege statt. Für diese Aufgeben waren insgesamt vier Vollzeitangestellte zuständig, eine Kraft im Bereich Senioren und drei im Bereich Pflege. Aufgrund des steigenden Beratungsbedarfs sowie zunehmend komplexere Fälle wurde im Kreistag bereits Ende 2022 beschlossen, den Pflegestützpunkt um drei zusätzliche Stelle zu erweitern. Diese Stellen sind seit Mai 2023 ausgeschrieben und befinden sich aktuell im Stellenbesetzungsverfahren.
Die SPD-Kreistagsfraktion begrüßt die Bestrebungen des Landkreises Emsland, die Senioren- und Pflegestützpunkte zu stärken, sieht jedoch noch weiteren Handlungsbedarf. Der demografische Wandel sowie die zunehmende Veränderung der familiären Strukturen stellen uns als Gesellschaft vor allergrößte Herausforderungen – auch im Emsland. Das Vorhandensein sowie die geplante personelle Aufstockung der Senioren- und Pflegestützpunkte ist ein guter Anfang, genügt aber bei weitem nicht, um die Bedarfe zu decken.
Im ersten Schritt sollten die Beratungsangebote so niederschwellig wie möglich sein. Die geplante Anbindung dieser Stützpunkte an vorhandene Familienzentren ist dabei sicherlich ein guter Schritt. Eine Anlaufstelle in jeder einzelnen emsländischen Gemeinde ist jedoch erstrebenswerter. Dazu bedarf es einer weiteren personellen Aufstockung sowie einer besseren Öffentlichkeitsarbeit durch den Landkreis. Erst ein starkes Vor-Ort-Angebot mache es Betroffene sowie pflegende Angehörige leichter, sich über Möglichkeiten der Unterstützung zu informieren.
Zusätzlich zum Ausbau der Senioren- und Pflegestützpunkte setzt sich die SPD-Kreistagsfraktion für die frühzeitige Bedarfsberücksichtigung älterer Menschen ein. So sind zum Beispiel bereits bei der Planung eines Wohnquartiers Dinge wie Straßenbeleuchtungskonzepte, ausreichen breite und flache Gehwege und vor allem Nahversorgungszentrum in unmittelbarer Wohnortnähe zu bedenken. Das Thema Alter und Pflege benötigt deutlich mehr Raum in allen Lebensbereichen, um den Veränderungen durch den demografischen Wandel entgegenzutreten.